Berlin. Das Deutsche Kfz-Gewerbe macht Druck auf die Politik in punkto Unterstützung für die Automobilwirtschaft. Am Tag einer Entschließung des Bundesrats zum Erhalt von Arbeitsplätzen in der krisenbehafteten Branche, fordert der Zentralverband Deutsches Kraftfahrzeuggewerbe (ZDK) eine Lockerung der CO2-Vorgaben der EU. Andernfalls drohen Herstellern und Handel große Einbußen.
„Die gesetzlich festgeschriebene Reduktion der CO2-Flottengrenzwerte geht völlig an der wirtschaftlichen Realität vorbei“, sagt ZDK-Vizepräsident Thomas Peckruhn. „Dieser Mechanismus muss dringend den Realitäten angepasst werden – dazu gehört auch, die geplante Revision der Flottengrenzwerte um ein Jahr vorzuziehen.“
In seiner heutigen Sitzung befasst sich der Bundesrat u.a. mit Änderungen eines Entschließungsantrags der Länder Niedersachsen und Saarland zur Sicherung von Arbeitsplätzen und Investitionen in der Automobilindustrie. In seiner Entschließung stellt der Bundesrat fest, dass die stufenweise Absenkung der CO2-Flottenemissionen aufgrund der drohenden hohen Strafzahlungen ab 2025 einen Standort- und Wettbewerbsnachteil für die deutsche und europäische Autoindustrie darstellt. Der Bundesrat bittet deshalb die Bundesregierung, sich gegenüber der EU-Kommission für die Umwandlung der Zielerreichung „von harten Stufen in einen linearen und marktgerechteren Absenkungspfad“ einzusetzen.
„Wir sind fest davon überzeugt, dass die CO2-Reduktionsziele für 2025 unter den derzeitigen Marktbedingungen nicht umsetzbar sind“, betont Peckruhn. Um die strengen EU-Grenzwerte zu erreichen, müssten die Hersteller deutlich mehr Elektroautos verkaufen als bisher. Die Anschaffungskosten eines E-Fahrzeugs sind jedoch nach wie vor zu hoch, die Vorbehalte der Kunden zu groß und die Ladeinfrastruktur zu lückenhaft, so Peckruhn.
Der Absatz batterieelektrischer Neuwagen (BEV) ist in Deutschland im August mit einem Minus von 69 Prozent regelrecht kollabiert, und zeigte auch über die gesamte EU mit minus 44 Prozent einen Einbruch. „Wir stehen im täglichen Kontakt mit unseren Kunden und sehen eine tief ausgeprägte Zurückhaltung der Käufer gegenüber E-Autos“, sagt Peckruhn, der auch Sprecher des Fabrikatshandels in Deutschland ist. „Nicht nur den Herstellern drohen in einem solchen Szenario Strafzahlungen, auch der stationäre Fabrikatshandel erleidet Nachteile, die auf die Erträge drücken.“
Am 24. Oktober wird die Bundesregierung voraussichtlich einen Maßnahmenkatalog vorlegen, um die schleppende Automobilkonjunktur anzukurbeln. Mit dem heutigen Vorstoß möchte der ZDK die Interessen der rund 40.000 Autohäuser sowie der Kfz-Betriebe mit ihren 470.000 Beschäftigten adäquat vertreten wissen.