21. Berliner Automobildialog: Dr. Konrad in den Ruhestand verabschiedet
Berlin. „Technologievielfalt – erneuerbare Kraftstoffe im Nutzfahrzeugbereich“: Mit diesem Thema des 21. Berliner Automobildialogs setzte Dr. Christoph Konrad, Geschäftsführer des ZDK-Hauptstadtbüros, noch einmal ein Ausrufezeichen im politischen Berlin. Nach nunmehr knapp 13 Jahren im Amt verabschiedet er sich zum Jahresende in den Ruhestand und übergibt den Staffelstab an seinen Nachfolger Jürgen Hasler als Geschäftsführer Politik. ZDK-Präsident Arne Joswig würdigte Konrad als Homo Politicus, der das mittelständische Kfz-Gewerbe in der Hauptstadt sichtbar gemacht, viele Türen geöffnet und den ZDK als ernst zu nehmenden Gesprächspartner positioniert habe.
„Sie sind ein Mann mit Haltung, bescheiden und zurückhaltend, humorvoll und den Menschen zugewandt – mit einem gewinnenden Wesen. Wir werden Sie vermissen.“ Die Anwesenden dankten dem scheidenden ZDK-Hauptstadtrepräsentanten mit stehendem Applaus. Nachfolger Jürgen Hasler wies auf die ab Januar gültige neue Adresse der ZDK-Hauptstadtrepräsentanz am Gendarmenmarkt hin und lud die Vertreterinnen und Vertreter der anwesenden Verbände und Organisationen dazu ein, die wichtigen Themenfelder der Automobilität im politischen Berlin gemeinsam zu bearbeiten.
Vorab hatte Oliver Luksic, MdB und Parlamentarischer Staatssekretär im Bundesministerium für Digitales und Verkehr (BMDV), in seinem Vortrag darauf hingewiesen, dass das Thema Technologievielfalt im politischen Berlin nur von einer Minderheit vertreten werde. Alle anderen sprächen von Technologieklarheit und meinten damit einzig den Weg hin zur E-Mobilität. Wer jedoch schnelle Erfolge zum Erreichen der Klimaziele wolle, müsse auch auf alternative Kraftstoffe setzen. Das BMDV fördere deshalb technologieoffen die Entwicklung und Erzeugung erneuerbarer Kraftstoffe, um innovative Herstellungsverfahren zu stärken, Produktionskapazitäten aufzubauen und somit das Angebot im Markt zu erweitern. „Wir brauchen mehr grüne Moleküle“, so Luksic in Anspielung auf die chemische Beschaffenheit von grünem Wasserstoff bzw. E-Fuels.
Prof. Dr. Dirk Engelhardt, Vorstandssprecher des Bundesverband Güterkraftverkehr, Logistik und Entsorgung (BGL), wies darauf hin, dass 86 Prozent des Güterverkehrs heute über die Straße abgewickelt würden. Da die Menschen ihren Konsum sicher nicht komplett einstellen und sich das Thema also nicht von allein erledigen würde, brauche man eine technologische Antriebswende, die aber auch funktionieren müsse. Täglich seien rund 800.000 schwere Nutzfahrzeuge über 7,5 Tonnen auf deutschen Straßen unterwegs. Darunter waren im November 2023 475 batterieelektrisch angetriebene Lkw, das seien 0,059 Prozent. Von den zum Laden notwendigen Megachargern gebe es aber bisher noch keinen einzigen.
Unterstützung erhielt er von René Große-Vehne, Geschäftsführer des Logistikunternehmens GV Management GmbH. Er betonte, dass die Unternehmen bereit seien, etwas für den Klimaschutz zu tun, die Politik müsse dafür aber auch Leitplanken liefern, mit denen man arbeiten könne. Seit dem 1. Dezember komme mit der Mauterhöhung eine zusätzliche Belastung auf die Logistikbranche in Höhe von 7,6 Milliarden Euro zu. Diese Einnahmen müssten dann aber auch komplett in Straße und Schiene investiert werden. „Darüber hinaus brauchen wir Überbrückungstechnologien, um Lösungen für eine nachhaltige Mobilität zu schaffen“, so Große-Vehne.
Behindert werde der Weg dorthin durch einen herausfordernden regulatorischen Rahmen, ergänzte Johannes Küstner, Head of Institutional Relations Germany der IVECO Group. So würden durch die Maut alle Antriebsarten gleich belastet. Hier fehle der Anreiz für die Unternehmen, klimaneutrale Antriebstechnologien einzusetzen. Für sein Unternehmen seien die Kundenanforderungen der Maßstab, mit Technologievielfalt an maßgeschneiderten Lösungen zu arbeiten, von E-Mobilität über Wasserstoff bis hin zu klimaneutralen Verbrennern.
Christiane Leonard, Hauptgeschäftsführerin im Bundesverband Deutscher Omnibusunternehmen (bdo), wies auf den bisher hoch subventionierten öffentlichen ÖPNV bei der Umstellung auf alternative Antriebe hin. Inzwischen seien 3,5 Prozent der Busse mit alternativen Antriebsarten unterwegs. Wie sich die Förderkulisse im Hinblick auf die Haushaltslage in Zukunft gestalte, sei ungewiss. Die größte Hürde bei der Umsetzung hin zur E-Mobilität sehe sie in der flächendeckenden Infrastruktur. Busunternehmer aus dem ländlichen Raum würden berichten, dass deren regionale Stromnetze Ladestationen für maximal einen oder zwei Busse hergeben würden. Für Reisebusse müssten auch Lademöglichkeiten an Hotels geschaffen werden. Insgesamt seien also noch viele Hürden zu überwinden, um die Klimaziele zu erreichen.