ZDK-Blitzumfrage: Rund 430.000 Stornierungen in den letzten drei Monaten
Bonn. In den letzten drei Monaten haben die Automobilhersteller und Importeure die Bestellungen von rund 430.000 Fahrzeugen wieder storniert. Das geht aus einer aktuellen Blitzumfrage hervor, die der Zentralverband Deutsches Kraftfahrzeuggewerbe (ZDK) vom 14. bis 21. Januar 2022 im Fabrikatshandel durchgeführt hat. Von den teilnehmenden 884 Betrieben gaben 80 Prozent (708 Betriebe) an, von Stornierungen betroffen zu sein. Durchschnittlich wurden jedem dieser Betriebe in den letzten drei Monaten rund 37 Fahrzeugbestellungen storniert, in Summe rund 26.300 Fahrzeuge.
„Hochgerechnet auf 80 Prozent der bundesweit 14.600 fabrikatsgebundenen Betriebe (11.680) reden wir hier von rund 430.000 bestellten Fahrzeugen, die nun nicht mehr geliefert werden“, weist ZDK-Vizepräsident Thomas Peckruhn auf dieses große Problem für den Automobilhandel hin. „Es drängt sich der Eindruck auf, dass die Hersteller und Importeure möglicherweise ihre Probleme auf den Handel und die Kunden abwälzen, die für diese Probleme gar nichts können und durch lange Lieferzeiten schon genug gebeutelt sind. Wenn ich als Hersteller einen Auftrag annehme, dann muss ich auch dafür sorgen, dass das Fahrzeug gebaut und geliefert wird, Halbleiterkrise hin oder her.“
Das habe nicht nur negative Konsequenzen für die Rentabilität der Händler aufgrund des Entzugs eines wichtigen Teils der Geschäftsgrundlage. Auch die Kundenzufriedenheit, an der bei den meisten Fabrikaten ein Teil der Vergütung für die Händler hängt, werde massiv leiden. Darüber hinaus ignorierten Hersteller und Importeure teilweise den Fakt, dass mit Annahme einer Bestellung ein rechtskräftiger Vertrag zustande gekommen sei, der nicht ohne weiteres einseitig geändert oder storniert werden könne.
Auch in Sachen Kompensation für den Handel aufgrund dieser Stornierungen zeigen sich die betroffenen Händler unzufrieden: Rund 80 Prozent von ihnen gaben an, dass es keine entsprechende Kompensation oder Hilfe vom Hersteller oder Importeur gegeben habe. „Diese Situation ist für den Fabrikatshandel untragbar, und das vor dem Hintergrund eines massiven Einbruchs der Pkw-Neuzulassungszahlen, die im vergangenen Jahr um rund eine Million Einheiten unter dem Vorkrisenjahr 2019 lagen“, so Peckruhn. „Wer als Hersteller oder Importeur immer wieder partnerschaftliches Miteinander mit den Handelsorganisationen postuliert, ist spätestens jetzt in der Pflicht zu handeln.“