Das Tempo 30-Schild zu spät gesehen, von der flirrenden Straße geblendet, mit den Ampelfarben gehadert – wenn Sehdefizite nicht erkannt werden oder die Sehkraft nachlässt, kann vieles ins Auge gehen. Der Bundesverband der Augenärzte (BVA) schätzt, dass 300.000 Verkehrsunfälle jährlich auf das Konto schlechten Sehens zurückzuführen sind. Fatal besonders in Herbst und Winter, wenn Wetter und Dunkelheit die Augen besonders fordern.
Umso wichtiger sind regelmäßige Sehtests. Denn die Crux: Autofahrer werden nur einmal im Leben zum Sehtest geladen – vor der Fahrerlaubnisprüfung. Das ist gefährlich, verschlechtert sich das Sehvermögen doch mit dem Alter schleichend und von vielen Autofahrern fast unbemerkt. Nur wer es mit Brille oder Kontaktlinsen rechtzeitig korrigiert, fährt entspannt, sicher und senkt im Alter das Risiko von Folgeerkrankungen.
Gleich vorab: Regelmäßige Sehtests beim Augenoptiker oder Augenarzt sind in jedem Alter wichtig. Dennoch gibt es Unterschiede. Das Kuratorium Gutes Sehen (KGS) empfiehlt:
Sehtests für 18- bis 40-Jährige
Spätestens mit dem Sehtest vor Erhalt des Führerscheins – in der Regel im 18. Lebensjahr – offenbaren sich Kurzsichtige. Ab dem 30. Lebensjahr ändert sich eine vorhandene Sehschwäche dann in der Regel wenig. Einigen fällt in dieser Zeit jedoch das Sehen im Nahbereich zunehmend schwerer (Weitsichtigkeit).
Empfehlung: Junge kurzsichtige Erwachsene sollten einmal im Jahr zum Sehcheck, Normal- und Weitsichtige ohne besondere Auffälligkeiten alle drei Jahre. Wird die Sicht im Straßenverkehr unscharf oder die Arbeit am Computer anstrengend, rät das KGS zum sofortigen Check beim Optiker.
Sehtests für 40- bis 60-Jährige und älter
Ab Mitte 40 werden – früher oder später – alle Menschen alterssichtig. Kurzsichtige brauchen jetzt für die Nah- und Fernsicht eine Gleitsichtbrille oder Multifokallinsen und alle, die bisher ohne Brille ausgekommen sind, eine Lese- oder Gleitsichtbrille. Bei der Generation 50+ bemerken viele auch eine zunehmende Weitsichtigkeit, manche beklagen eine höhere Blend- und Lichtempfindlichkeit in der Dämmerung und nachts. Die sogenannten Best Ager tragen mit über 60 Jahren zusätzlich ein erhöhtes Risiko von Augenkrankheiten, wie Netzhautablösung, Makuladegeneration (AMD) sowie Grauer und Grüner Star.
Empfehlung: Jetzt heißt es, alle zwei Jahre die Sehstärke in der Nähe und Ferne unter die Lupe zu nehmen, bei Bedarf auch das Kontrastsehen. Für alle über 60-Jährigen lautet der KGS-Tipp: einmal jährlich zum Sehtest und zur Augenuntersuchung (Glaukom-Vorsorgeuntersuchung).
Online-Tests: wichtige Vorabchecks
Die kostenlosen Tests im Internet sind einfach erklärt und geben erste Hinweise auf Sehschwächen und Augenerkrankungen. Gecheckt werden können unter anderem die Sehschärfe, die Makula, das Kontrastsehen oder die Farberkennung. Einen Besuch beim Optiker oder Augenarzt ersetzen sie aber nicht.
Brillen für Autofahrer
Spezielle Sehanforderungen bedingen spezielle Brillen. Die für Autofahrer schützen vor Blendung und sorgen für scharfe, kontrastreiche Sicht bei Nacht, schlechtem Wetter und wechselnden Lichtverhältnissen. Empfehlenswert sind Ausstattungen wie beidseitig entspiegelte, polarisierende, getönte und kontraststeigernde Gläser. Bei den Gleitsichtbrillen sind die Sehbereiche für das Autofahren optimiert.
Die neue Generation selbsttönender Gläser reagiert auf natürliches, sichtbares Licht und erreicht eine Tönung von 55 Prozent. Bisher dunkelten sich die Gläser kaum ein, weil sie auf UV-Licht ansprachen. Das filtern aber schon Autoscheiben heraus - alles in allem eine gute Alternative zur Sonnenbrille.