Autofahrende Senioren in Deutschland müssen bislang keine regelmäßig verpflichtenden Gesundheitschecks inklusive Sehtests ablegen. Und das, obwohl sich das EU-Parlament 2024 darauf einigte. Der Grund: Die Tests von körperlicher Fitness, Seh- und Hörfähigkeit ist Ländersache.
Geholfen ist den älteren Fahrzeuglenkern damit nicht. Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes gelten sie als Hauptverursacher von Unfällen mit Personenschaden. [1] Hinzu kommt: Das Gros überschätzt sein Sehvermögen, über 16 Prozent fielen beim Sehtest sogar durch, so das Ergebnis einer Studie der Bundesanstalt für Straßenwesen. [2]
Damit sind die Senioren aber nicht allein. Denn was viele Autofahrer nicht wissen: Das Risiko schlechten Sehens beginnt bereits in jungen Jahren. Fehlsichtigkeit entwickelt sich schließlich schleichend und unbemerkt.
Gefahren im Straßenverkehr
Wer schlecht sieht, erkennt Verkehrszeichen, Schilder, Fahrzeuge und Personen zu spät, reagiert demzufolge langsamer. Auch Geschwindigkeiten anderer Fahrzeuge werden falsch eingeschätzt – gefährlich besonders beim Überholen.
In der Dämmerung und im Dunkeln lauern weitere Gefahren: Scheinwerfer blenden, Dinge verschwimmen, werden unscharf oder tauchen wie aus dem Nichts auf. Schlechtes Wetter stresst zusätzlich. Auch Krankheiten wie Grüner und Grauer Star sowie Diabetes können das nächtliche Sehen erheblich beeinträchtigen. Erste Anzeichen für schlechtes Sehen sind ebenfalls Müdigkeit, Kopfschmerzen, Schwindel oder tränende Augen.
Ignorieren ist nicht nur gefährlich, sondern hat Folgen: Fahren ohne vorgeschriebene Sehhilfe kostet 25 Euro Verwarnungsgeld. Kommt es aufgrund schlechten Sehens zu einem Unfall, drohen Schadenersatz, schlimmstenfalls strafrechtliche Maßnahmen.
Autofahrer können gegensteuern. Das fängt bei der regelmäßigen Augenvorsorge an und hört beim Fahrzeugcheck auf.
Tipps für den Rundum-Durchblick
- Sehvermögen testen: Den ersten und einzig verpflichtenden Sehtest absolvieren Autofahrer vor der Führerscheinprüfung – meist im Alter von 18 Jahren. Zu diesem Zeitpunkt hat sich eventuell schon eine Kurzsichtigkeit herausgebildet. Die Betroffenen sollten sich einmal jährlich zum Sehtest melden, alle anderen alle drei Jahre. Ab 40 beginnt die Alterssichtigkeit. Experten raten dann regelmäßig nach zwei Jahren zum Check der Nah- und Fernsicht. Autofahrer ab 60 Lebensjahren sind mit einem jährlichen Sehtest gut beraten, da sie außerdem ein höheres Risiko von Augenkrankheiten tragen.
- Auf Sehhilfen achten: Brillen sollten griffbereit und sauber sein, Kontaktlinsen turnusmäßig gewechselt werden. Wer sie laut Führerschein tragen muss, darf nicht ohne die Hilfsmittel fahren.
- Spezielle Autofahrerbrille ordern: Es gibt sie als Einstärken- und Gleitsichtmodelle. Das Besondere: Die speziell veredelten Gläser steigern das Kontrastsehen, minimieren Blendungen und störende Lichtreflexionen. Das Fahren, besonders bei schlechten Sichtverhältnissen und in der Dunkelheit, wird entspannter. Empfehlenswert sind selbsttönende Gläser, die nicht nur auf UV-Strahlen, sondern auf natürliches, sichtbares Licht reagieren.
- Auto fit machen: Die Scheibenwischer müssen top sein. Scheibenreiniger wird entsprechend der Saison aufgefüllt. Weg mit dem Dreck auch an der Innenseite der Frontscheibe. Schmutzfilm und Schlieren führen zu höherer Blendung. Das A und O sind perfekt funktionierende, saubere Scheinwerfer und Leuchten.
[1]https://www.destatis.de/DE/Presse/Pressemitteilungen/2024/11/PD24_N058_46241.html
[2]https://bast.opus.hbz-nrw.de/opus45-bast/frontdoor/deliver/index/docId/2746/file/M336+Gesamtversion+BF.pdf