Fahrspaß, Hobby, Herzenssache, Kindheitserinnerung – die Liebe der Deutschen zum alten Blech hat viele Gründe. Vor allem aber ist sie ungebrochen. Im Januar 2022 rollten laut Kraftfahrt-Bundesamt (KBA) hierzulande 648 403 Oldtimer mit und ohne H-Kennzeichen. Ein Zuwachs von immerhin 10 Prozent zum Vorjahr und zu sehen nach dem Winter zur Freude aller jetzt wieder auf den Straßen.
Für Einsteiger ist der Kauf der klassischen Schönheiten schon eine Herausforderung, jetzt müssen sie die Hürden der Zulassung nehmen: Welches Kennzeichen soll es sein? Lohnen sich spezielle Oldtimer-Versicherungen? Und wie laufen Reparatur- und Wartungskosten nicht aus dem Ruder? Stefan Meyer vom Ausschuss für Oldtimer beim Zentralverband Deutsches Kraftfahrzeuggewerbe (ZDK) gibt Antworten.
Vorab: Wird eigentlich jedes alte Auto automatisch zum Oldtimer?
Nein. Ein Fahrzeug ist dann ein Oldtimer, wenn es laut Fahrzeug-Zulassungsverordnung (FZV) mindestens vor 30 Jahren erstmals zugelassen wurde, weitestgehend dem Originalzustand entspricht, gut erhalten ist und der Pflege des Kulturgutes dient.
H-Kennzeichen, Saisonkennzeichen, rotes Oldtimer-Kennzeichen mit 07er Nummer, Wechselkennzeichen – was macht für wen Sinn, das reguläre Kennzeichen mal ausgenommen?
Das hängt vor allem vom Einsatz der Oldtimer ab.
Das H-Kennzeichen bekommt nur, wer ein Gutachten für die Einstufung als Oldtimer vorlegen kann. Es wird ein pauschaler Steuersatz von 191,73 Euro im Jahr fällig. Für über 57 Prozent der Oldtimer-Halter war es 2022 die erste Wahl.
Das Saisonkennzeichen nutzen Besitzer, die ihren Oldtimer mindestens zwei, maximal elf Monate im Jahr fahren. Steuern und Versicherung werden anteilig gezahlt, Kosten für An- und Abmeldung entfallen.
Das H- und Saisonkennzeichen in Kombination macht für all jene Sinn, die ihr Schätzchen mit H-Kennzeichen ebenfalls nur wenige Monate im Jahr nutzen. Auch hier werden Steuern und Versicherung je nach Nutzungsdauer fällig.
Das rote 07er-Kennzeichen ist beliebt bei Besitzern mehrerer Klassiker. Das 07er-Kennzeichen darf allerdings nur eingeschränkt verwendet werden: zu Oldtimer-Veranstaltungen, für die Fahrt in die Werkstatt, zu Probe- und Überführungsfahrten. Voraussetzung ist außerdem ein Fahrtenbuch.
An welche Bedingungen ist die Zulassung mit dem beliebten H-Kennzeichen geknüpft?
Es ist ein offizielles H-Gutachten eines amtlich anerkannten Sachverständigen, Prüfers oder Prüfingenieurs notwendig. Bei jeder Hauptuntersuchung gelten dieselben Kriterien. Das heißt, zwischenzeitlich sind technischen Änderungen verboten, und der Zustand darf sich nicht verschlechtern.
Viele Modelle mit Kat rollen jetzt in die Oldtimer-Ära. Sie zahlen mit einer regulären Zulassung oft weniger Steuern als die pauschalen 191,73 Euro für das H-Kennzeichen. Rechnet man beim H-Kennzeichen noch die Kosten für Wertgutachten und Kennzeichen dazu, bleibt die Frage: Was spricht noch für das „H“?
Mit dem Kennzeichen präsentieren die Besitzer ihren Oldtimer für alle sichtbar als kraftfahrzeugtechnisches Kulturgut. Außerdem haben sie im Vergleich zu Fahrzeugen ohne H-Kennzeichen meist einen höheren Wiederverkaufswert. Steuerlich rechnet sich ein H-Kennzeichen eher für hubraumstarke Fahrzeuge, die nur die Euro 1-Norm erfüllen oder ältere Fahrzeuge, die noch gar keinen Katalysator haben. Mit H-Kennzeichen dürfen sie durch eine Umweltzone fahren.
Können die Oldies speziell versichert werden?
Sie sollten es sogar. Warum? Herkömmliche Policen versichern Autos nach ihrem Zeitwert also nach dem Listenpreis laut Schwacke. Für Oldtimer gibt es meist keine Einstufung oder ihr Wert liegt deutlich darüber. Deshalb lohnt sich eine Oldtimer-Versicherung in Verbindung mit einem Wertnachweis, besser noch einem Wertgutachten. So wird im Schadenfall nach dem tatsächlichen Wiederbeschaffungswert reguliert.
Weil die Besitzer ihre Klassiker viel pflegen, vorsichtig und wenig bewegen, sind die Policen günstiger als viele denken. Es gibt keine Schadenfreiheitsklassen (SF), im Schadenfall also auch keine Hoch- oder Runterstufung. Für saisonale Kennzeichen bieten viele Anbieter auch kostenlos Schutz in der Ruhezeit. Allerdings werden oft eine Garage und ein Alltagsfahrzeug vorausgesetzt. Die Spezialtarife gelten für Oldtimer und Youngtimer mit und ohne H-Kennzeichen.
Frisch gekaufte Oldtimer haben oft zusätzlichen Reparaturbedarf. Wie kann man sich vor unerwarteten Kosten schützen?
Es gibt die Möglichkeit einer Reparaturkostenversicherung. Sie kommt bis zu einer bestimmten Deckungssumme für Lohn- und Materialkosten der im Leistungsumfang enthaltenen Baugruppen auf. Der Schutz ist je nach Anbieter an Bedingungen wie Fahrzeugalter, Laufleistung und Zustandsnote geknüpft. Versicherte Bauteile werden vorher auf technisch einwandfreien Zustand geprüft. Für Pflege, Wartung und Reparatur von Old- und Youngtimern sind übrigens „Fachbetriebe für historische Fahrzeuge“ die ersten Adressen.