Frühjahrszeit ist Blütezeit. Auf Wiesen und Feldern sprießt frisches Grün. Ein gefundenes Fressen für Reh, Wildschwein & Co., die jetzt im April und Mai vorzugsweise in den Abend- und frühen Morgenstunden aus den Wäldern kommen. Gut und schön, wäre da nicht der Berufsverkehr. Das kann gefährlich werden.
Rund 295.000 Wildunfälle registrierte der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft im Jahr 2019. Das ist ein Plus von fast zehn Prozent zum Vorjahr und bis dato Rekordhoch.
Anna Martinsohn vom Deutschen Jagdverband (DJV) nennt Gründe: „Menschen wollen mobil sein. Straßenverkehrsnetze werden weiter ausgebaut und zerschneiden so die Lebensräume der Tiere, die täglich zwischen Schlafzimmer (Wald) und Esszimmer (Feld) hin und her wechseln.“ Für das Unfall-Hoch im April und Mai macht sie unter anderem die Zeitumstellung verantwortlich. Dann fällt die Hauptverkehrszeit wieder in die Dämmerung, in der Wild am häufigsten unterwegs ist. Hinzu kommt, dass das junge Rehwild in diesen Wochen für Revierkämpfe auch die weniger attraktiven Strecken entlang von Straßen in Kauf nimmt.
Wie gefährlich Unfälle mit Wild sind, zeigen Crashtests von ADAC und Sachverständigenorganisationen. Prallt beispielsweise ein 80 Kilo schweres Wildschwein auf ein mit Tempo 50 fahrendes Auto, trifft es mit einer Wucht von zwei Tonnen auf das Fahrzeug – kreuzgefährlich für Mensch und Tier. Wer weiß, wann und wo sich Fahrer und Wild häufig gegenüberstehen und welche Verhaltensregeln dann gelten, kann sich und die Waldbewohner schützen.
Gefährliche Wege
- Mensch und Tier kommen sich vorwiegend auf durch Wälder führende Landstraßen sowie auf den Übergängen vom Wald zum Feld und zur Wiese in die Quere.
- Besondere Vorsicht gilt auf neuen Straßen, die durch Wälder führen und die gewohnten Wege der Tiere kreuzen.
- Wildwechselschilder signalisieren gefährliche Strecken. Bitte beachten!
- Vorsicht: Auf ein Tier folgen oft weitere.
Fahrmanöver im Ernstfall
- Auf den Gefahren-Strecken und bei Wildwechsel-Warnschildern Tempo runter und vorausschauend fahren. Schon bei einer Geschwindigkeitsreduzierung von 100 auf 80 km/h verkürzt sich der Bremsweg laut DJV um 25 Meter.
- Fernlicht ausschalten und laut hupen. Anderenfalls bleiben die Tiere im Lichtkegel wie angewurzelt stehen.
- Auf riskante Ausweichmanöver verzichten, voll bremsen und das Lenkrad geradeaus halten. Das gilt vor allem dann, wenn der Crash unvermeidlich erscheint. Die Folgen eines Unfalls am Baum oder im Gegenverkehr sind gravierender.
Regeln nach dem Unfall
- Unfallstelle sichern: Warnwesten überstreifen, Blinklicht einschalten, Warndreieck aufstellen.
- Wenn erforderlich Erste Hilfe leisten.
- Polizei und bei Verletzten den Rettungswagen rufen. Die Polizei informiert den Jäger.
- Angefahrene und tote Tiere nicht anfassen. Infektionsgefahr!
- Den Unfall mit Fotos dokumentieren.
- Eine Wildunfallbescheinigung für die Versicherung ausstellen lassen. Schäden aufgrund von Kollisionen mit Haarwild zahlt die Voll- beziehungsweise Teilkaskoversicherung.
- Wer verunfalltes Wild der Tierfundkataster-App meldet, hilft Wildunfallschwerpunkte zu entschärfen.