Es brennt, es knallt, es schmirgelt. Leicht hat es der Lack in der Gluthitze des Sommers im Kampf gegen Insekten, Baumharz, Vogelkot und heißen Teer nicht. Bei bis zu 80 Grad Celsius brennt sich die Mischung ruckzuck in die schöne Autohaut. Da heißt es, schnell und gründlich waschen, föhnen, wachsen oder polieren. Auch, weil ein glänzender Lack im Straßenverkehr wesentlich eher gesehen wird. Autopflege-Experte Richard Hanauer (Sonax) gibt Tipps.
Vorab: Sind Lacke heute empfindlicher als früher?
Das könnte man meinen angesichts des Schmuddeldrecks auf den modischen dunklen Lacken – trendy, aber unpraktisch. Nein, die modernen Lacke sind insgesamt natürlich besser. In punkto Karosserieschutz hat der mehrschichtige Aufbau der Lacke klare Vorteile. Aber auch hier gibt es Belastungsgrenzen, vor allem wenn aggressiver Schmutz am Lack nagt. Eine Versiegelung der Decklackschicht ist deshalb wichtiger denn je.
Was schadet dem Lack im Sommer am meisten?
Unter der Sonneneinstrahlung werden besonders Vogelkot, Insektenschmutz und Baumharz zu Lack-Killern. Selbst Sonnencreme kann die Lackoberfläche angreifen.
Wie oft sollten Autofahrer in die Waschstraße fahren?
Das ist abhängig von der Verschmutzungsart und -intensität. Bei Alltagsdreck reicht der Waschgang ein- bis zweimal im Monat. Anders sieht es bei Lackangriffen durch Vögel, Insekten & Co. nach ausgiebiger Landpartie oder Felgenschmutz nach langer Autobahnfahrt aus. Dann heißt es: sofort handeln! Sonst drohen in kürzester Zeit Lackschäden. Den Dreck erst mit Spezialmitteln lösen, dann ab in die Waschanlage.
Viele Autofahrer wollen selbst waschen. Wie geht‘s?
Grober Schmutz verschwindet mit dem Einsatz des Hochdruckreinigers. Danach wird mit mildem Autoshampoo und sauberem Schwamm von oben nach unten gewaschen, ohne dass die Flüssigkeit antrocknet. Abschließend das Auto gründlich abspülen und am besten mit einem Mikrofasertrockentuch trocknen.
Tipp: Damit Schmutzpartikel keine Kratzer auf dem Lack hinterlassen, den Schwamm in einem separaten Eimer auswaschen. Noch besser eignet sich zum Reinigen ein Mikrofaser-Waschhandschuh – das Material absorbiert die Partikel.
Auf welche Ecken und Kanten kommt es besonders an?
Knackpunkte sind Fahrzeugfront, Motorhaube, Spiegelabdeckungen, der vordere Dachbereich und die seitlichen Flächen am Radlauf. Auch in Lüftungsschlitzen und Türpfalzen sammelt sich Dreck, der nach der Wäsche nicht immer weggeht.
Was tun, wenn der Lack schon angegriffen ist?
Da hilft nach der Reinigung eine Politur, die mehrmals im Jahr aufgetragen werden kann. Keine Bange: Die Klarlackschicht hält das aus. Eine anschließende Lackversiegelung bringt zusätzlich Glanz, frische Farbe und Lackschutz.
Entscheidend ist auch hier das richtige Zubehör. Ein spezieller Applikationsschwamm sorgt für gleichmäßigen Auftrag der Pflegemittel. Ebenso effektiv: zwei Mikrofasertücher – das eine zum Beseitigen der Polierreste, das andere für das streifenfreie Abwischen der Versiegelungsrückstände.
Achtung: Wer mit der Poliermaschine arbeitet, sollte behutsam vorgehen, wenn am Ende nicht Hologramme oder bei der Verwendung scharfer Polituren und Polierscheiben ein durchgeschliffener Klarlack zurückbleiben sollen.
Was ist mit kleinen Lack-Blessuren?
Steinschläge oder Insektenfraß werden nicht besser, wenn man sie ignoriert. Im Gegenteil: Ist die oberste Lackschicht durch einen tiefen Kratzer oder Parkrempler beschädigt, setzt sich der Schaden schnell nach unten fort. Werkstätten können hier mit Know-how smart reparieren.
Der Urlaub steht vor der Tür. Welches Erste Hilfe-Set für Lack und Glas gehören mit an Bord?
Wichtig ist ein leistungsstarker Sommerreiniger für die Scheibenwaschanlage. Zwischendurch bewähren sich Autopflegetücher in wieder verschließbaren Tüten oder Boxen. Mit den feuchten Mikrofasertüchern verschwinden auf Lack, Glas und Kunststoff frischer Vogelkot ebenso wie Sonnencreme-Fingerabdrücke und Blütenstaub. Das ist schon mal die halbe Miete für die Lackpflege nach dem Urlaub.