"E-Fuels for Future": Überzeugende Ergebnisse des Praxistests

v. l. n. r: Die Autodoktoren Holger Parsch und Hans-Jürgen Faul, Dr. Tobias Block, Alexander Vorbau, Werner Steber

Bonn/Frankfurt am Main. Auf der Automechanika in Frankfurt am Main stellte der Zentralverband Deutsches Kraftfahrzeuggewerbe (ZDK) gemeinsam mit den „Autodoktoren“ Holger Parsch und Hans-Jürgen Faul die Ergebnisse des Projekts „E-Fuels for Future“ vor.

Der Praxistest und die Prüfergebnisse des ADAC zeigen: Die Abgas- und Verbrauchswerte liegen bei der Nutzung von E-Fuels auf einem vergleichbaren Niveau der Werte herkömmlicher Kraftstoffe und weit unterhalb der zulässigen und sehr strikten Emissionsgrenzwerte in der EU. Auch bei den technischen Eigenschaften, der Leistung und dem Fahrverhalten sind keine Unterschiede spürbar.

Für das Projekt haben ZDK, ADAC und UNITI (Bundesverband mittelständischer Mineralölunternehmen) ein gebrauchtes und technisch unverändertes Serienfahrzeug, einen Golf VII, mit E-Fuels betankt und über mehrere tausend Kilometer auf der Straße gefahren. „Die Auswertung der Messergebnisse durch den ADAC hat gezeigt, dass der Einsatz von synthetischen Kraftstoffen in Serienfahrzeugen problemlos möglich ist und es keine negativen Auswirkungen auf die Fahr- oder Motorleistung gibt. Dies wollten wir in der Praxis zeigen und haben damit das Ziel unseres Projekts „E-Fuels for Future“ mehr als erreicht", erklärt Werner Steber, Geschäftsführer der ZDK-Abteilung Werkstätten und Technik.

Die „Autodoktoren“ haben „E-Fuels for Future“ über mehrere Monate begleitet, sind das Testfahrzeug selbst viele hundert Kilometer gefahren und haben drei Videobeiträge dazu auf ihrem YouTube-Kanal youtube.com/Autodoktoren veröffentlicht, die bereits fast eine Million Zuschauer hatten.

Eine weitere gute Nachricht in Sachen E-Fuels: Das Europäische Parlament hat Mindestquoten für klimaneutrale synthetische Kraftstoffe (E-Fuels) im Verkehrssektor beschlossen. Das wurde am 16. September bei einer Podiumsdiskussion auf dem ZDK-Stand der Automechanika diskutiert. So soll der Anteil erneuerbarer Kraftstoffe nicht biologischen Ursprungs im Verkehrssektor bis zum Jahr 2030 mindestens 5,7 Prozent betragen.

Alexander Vorbau von UNITI: „Schon die Nutzung einer fünfprozentigen E-Fuels-Beimischung in herkömmlichen Kraftstoff entspräche bei den rund 46 Millionen Verbrenner-Pkw im deutschen Bestand bilanziell in etwa der CO2-Emissionsersparnis, die ein gesamter Pkw-Neuzulassungsjahrgang bietet, der ausschließlich aus E-Autos besteht, die mit reinem Grünstrom betrieben werden.“

„5,7 Prozent entsprechen 25 Milliarden Liter Kraftstoff, das ist eine Menge und bedeutet die Industrialisierung der E-Fuels-Struktur. Wir werden nun im europäischen Green Deal wasserstoffbasierte Kraftstoffe nach vorne bringen. Allein durch diese Beimischung können wir rund 60 Millionen Tonnen CO2 vermeiden“, erklärte Dr. Tobias Block von der E-Fuel-Alliance. „Bei der Produktion von E-Fuels mit grüner Energie wird genau so viel CO2 gebunden, wie später bei der Verbrennung wieder freigesetzt wird. Je günstiger die Produktion von E-Fuels wird, umso mehr kann zukünftig den fossilen Kraftstoffen beigemischt werden. Zudem braucht es keine Investitionen in Infrastruktur oder neue Fahrzeuge“, so Block weiter.

„Für unsere Kfz-Betriebe ergeben sich dadurch gerade viele neue Chancen für die Zukunft. Wir hatten in den letzten 30 Jahren nicht solche Technologiesprünge, wie wir sie nun in den nächsten Jahren erwarten. Wir haben aber bereits vor Jahren in die Ausbildung und Technik investiert und bauen unsere Kompetenzen im Bereich der Elektromobilität zum Beispiel durch eCar-Service weiter aus. Gleichzeitig lässt sich das Werkstattgeschäft mit den Verbrennerfahrzeugen im Bestand durch die Entwicklungen bei E-Fuels sichern“, erklärte ZDK-Vizepräsident und Bundesinnungsmeister Detlef Peter Grün. Stefan Gerwens, ADAC: „Mobilität muss bezahlbar bleiben und das Klimaschutzziel im Verkehr erreicht werden. Nicht jeder kann sich ein neues Elektrofahrzeug leisten oder hat die Möglichkeit, ein solches Fahrzeug zu laden. Mit E-Fuels werden im Praxistest vergleichbare Messwerte bei Verbrauch und Schadstoffausstoß erreicht wie mit fossilem Kraftstoff. E-Fuels haben den Vorteil, dass sie klimaneutral sind und damit eine wichtige Ergänzung zur Elektromobilität sein können.“

Jens Gieseke, Mitglied des Europäischen Parlaments, will keine Zwangselektrifizierung. Kunden sollen wählen können, wie sie in Zukunft unterwegs sein wollen, so Gieseke. Wasserstoffbasierte synthetische Kraftstoffe schafften mehr Unabhängigkeit von fossiler Energie und von unzuverlässigen Lieferanten, gleichzeitig sichere die Technologieoffenheit die Zukunft der Automobilindustrie in Deutschland. Davon würden auch Drittländer profitieren:  Chile habe etwa 70 mehr Potenzial an erneuerbaren Energien zur E-Fuels-Produktion, als das Land selbst verbrauchen kann. Damit würde auch der geringere Wirkungsgrad bei der Produktion von E-Fuels eine untergeordnete Rolle spielen. Und die Infrastruktur zum Transport durch Schiffe, die dann ebenfalls klimaneutral unterwegs wären, sei bereits vorhanden.

Alle Beiträge aus dem ZDK-Live-Stream zur Automechanika finden Sie hier.