Berlin. Neue Konzepte und Ideen für individuelle Mobilität auf der einen und die harte Realität noch mangelnder Alternativen zum Pkw auf der anderen Seite: Das waren die beiden Pole, zwischen denen sich die Diskussionen beim 16. Berliner Automobildialog bewegten. Dazu hatten Dr. Christoph Konrad und Alex Jan Erdmann vom ZDK-Hauptstadtbüro ins dbb-Forum eingeladen.
In seinem Grußwort per Live-Schalte betonte MdB Oliver Luksic, Chefverhandler Verkehrspolitik der FDP bei den Koalitionsgesprächen, die Bedeutung des Automobils als ein Stück persönlicher Freiheit und als wichtigen Wirtschaftsfaktor. Besonders im urbanen Raum sei es unabdingbar, ein Miteinander der verschiedenen Verkehrsträger durch digitale Vernetzung und intermodale Abstimmung zu organisieren. Nicht zuletzt die Corona-Pandemie habe gezeigt, welch hohen Stellenwert die individuelle Mobilität für die Menschen habe. Die FDP lehne eine Politik ab, die auf die Verdrängung des Automobils setze.
Auto Bild-Chefredakteur Tom Drechsler sagte, er sehe eine Verkehrswende in Deutschland noch lange nicht. „Wir lassen alles auf die vorhandenen Straßen, und es funktioniert nicht.“ Es gebe neue Verkehrsmittel, etwa E-Scooter, es würden Pop-up-Radwege vom Straßenraum abgeknapst, und gleichzeitig gebe es den Trend, außerhalb der Städte zu wohnen. Das Pendeln sei aber vielfach nur mit dem Auto möglich, weil eine Anbindung durch den öffentlichen Personennahverkehr nicht mitgedacht werde. Und schließlich seien Berufstätige etwa im Schichtbetrieb meistens auf das Auto angewiesen, weil es dazu keine Alternative gebe. Ein Ziel müsse es daher sein, ein funktionierendes Miteinander aller Verkehrsteilnehmer möglich zu machen.
Für den Einzelhandel betonte Michael Reink vom Handelsverband Deutschland, dass die Erreichbarkeit der Innenstädte mit allen Verkehrsmitteln möglich sein müsse. Das gelte sowohl für den Liefer- als auch für den Kundenverkehr. Schlechte Erreichbarkeit trage dazu bei, Innenstadtbesuche zu verhindern. Denn das Bummeln und Einkaufen sei der Hauptantrieb für die Kundinnen und Kunden, in die Städte zu fahren. Das Auto gehöre unverzichtbar dazu. Das sei gerade nach den Zeiten der Corona-Lockdowns, die etwa der Leitbranche Textil im Jahr 2020 Umsatzrückgänge von 23 Prozent beschert hätten, für die Einzelhändler besonders wichtig, von denen viele angeschlagen seien.
Christian Funke, Geschäftsführer von Pro Mobilität e.V., wies auf eine Hauptaufgabe seines Verbandes hin, sich für eine gut ausgebaute, sichere Infrastruktur für Wirtschaft sowie die Bürgerinnen und Bürger einzusetzen. Rund drei Viertel der Personenkilometer würden mit dem Automobil absolviert. Unstrittig sei, den eingeleiteten Wandel bei den klimaverträglichen Antriebstechnologien fortzusetzen. Hier sei das Gebot der Technologieoffenheit ganz wichtig. Denn die Interessen der Kunden müssten im Mittelpunkt stehen.
In seinem Schlusswort unterstützte ZDK-Hauptgeschäftsführer Axel Koblitz diesen Aspekt durch die Verbandsforderung an die Politik beim Thema Klimaschutz: „Gebt gern herausfordernde Ziele vor, aber nicht den Weg, um diese Ziele zu erreichen.“